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Permakultur Transition und ihre Bedeutung
“Permakultur ist ein Konzept, das auf die Schaffung von dauerhaft funktionierenden (nachhaltigen), naturnahen Kreisläufen zielt. Ursprünglich für die Landwirtschaft entwickelt, ist sie inzwischen ein Denkprinzip, das auch Bereiche wie Energieversorgung, Landschaftsplanung und die Gestaltung sozialer (Infra-)Strukturen umfasst.
Grundprinzip ist ein ökologisch, ökonomisch und sozial nachhaltiges Wirtschaften mit allen Ressourcen” (Definition aus Wikipedia)
Mitte der Siebziger Jahre des letzten Jahrhunderts entstanden wird die Permakultur oft individuell von Einzelnen umgesetzt. Die Transition-Towns-Bewegung ist ein evolutionärer Schritt aus der Permakultur und ca. 2006 entstanden.
Sie hatte von Anfang an einen lokalen oder regionalen gemeinschaftlichen Ansatz, in dem wiederum auch die individuelle Permakultur ihren Platz hat. Ein Überblick über Gruppen in Deutschland ist auf der Homepage der Transition-Initiativen zu finden zu finden.
In der unten stehenden Permkultur-Systemblume nach dem Mitbegründer der Permakultur, David Holmgren, ist dargestellt, um was es bei Permakultur geht und wie sie von den Grundgedanken her funktioniert.
Permakultur-Systemblume nach David Holmgren © Bernhard Gruber
Es beginnt mit dem Herzstück oder der Mitte der Blume. Das sind
1. Ethik
2. Gestaltungsprinzipien (oder Grundsätze)
Ethik ist die Grundlage, ohne die Permakultur nicht denkbar ist. Ausgehend von der Ethik haben die Begründer der Permakultur Prinzipien und Grundsätze formuliert, die helfen sollen, die Ethik auch praktisch umzusetzen.
Die Blütenblätter stellen die verschiedenen Bereiche der Permakultur dar.
Gerade die Verknüpfung der Ethik, ihre Umsetzung unter (intuitiver oder geplanter ) Zuhilfenahme der Gestaltungsprinzipien und -grundsätzen und die Verknüpfung mit den einzelnen Blütenblättern stellt gelungene Permakultur dar, die nicht nur eindimensional denkt.
Zwischen den einzelnen Blütenblättern bestehen fast immer Verbindungen und Rückwirkungen, die berücksichtigt werden müssen. Eine stark maschinenorientierte Landwirtschaft erzeugt vielleicht gesunde Nahrungsmittel, benötigt jedoch meist zu viel Energie, zerstört Artenvielfalt und überdüngt oft den Boden, so daß zuviel Nitrate ins Grundwasser und damit in die Nahrung kommen und die Gesundheit beeinträchtigt werden kann
Permakultur ist deshalb ein bereichsübergreifendes Planungs- und Gestaltungssystem zur Schaffung nachhaltiger menschlicher Lebensräume. Permakultur steht nicht nur für „permanente Agrikultur“ (= zukunftsfähige, nachhaltige Landwirtschaft), sondern auch für „permanente Kultur“ an sich, da Kulturen ohne nachhaltige, ressourcenschonende landwirtschaftliche Grundlage nicht lange überleben können. Die Permakultur befasst sich mit den Beziehungen zwischen Pflanzen, Tieren, Menschen, Gebäuden und Versorgungseinrichtungen (Wasser, Energie, Verkehrswege) und der Landschaft in die wir eingreifen. Themen sind (Selbstversorgungs-) Landwirtschaft, Energie- und Wassermanagement, einfaches, kostengünstiges umweltschondes Bauen mit Naturstoffen oder gebrauchten Materialien aus der Region, soziale Gemeinschaften und Ökodörfer und die Verknüpfung der Einzelthemen, um nachhaltiges (Über-) Leben zu ermöglichen.
Ziele und Grundlagen der Permakultur
Ziel ist es ökologisch intakte und wirtschaftlich tragfähige Systeme zu schaffen, die ihren eigenen Bedarf decken, weder ausbeuten noch verschmutzen und auf lange Sicht nachhaltig sind. Diese Systeme sollen für die Versorgung von Stadt und Land und allen Menschen und Lebewesen dienen.
Begrenzung des Wachstums, des Energieverbrauchs und gerechtes Teilen der Ressourcen sind ethische Grundgedanken der Permakultur, die mittels bestimmter Planungsgrundsätze und Prinzipien, sowie diverser Planungswerkzeuge schon vor oder bei der Errichtung von Systemen berücksichtigt werden sollen, zumindest damit auf ihre Eignung untersucht werden können.
Eine Kräuterspirale oder ein Hügelbeet allein ist noch kein Permakultur-System!
Permakultur befasst sich auch mit sozialen Gemeinschaften und vor allem gedanklicher, planerischer Verknüpfung der Einzelthemen, um nachhaltiges (Über-) Leben zu ermöglichen.
Nachhaltigkeit bei Kleidung, Geld- und Tauschsystemen, Machtbesitz und Verwaltungsstrukturen, sowie Gesundheit und Bildung sind auch Themen der Permakultur als einer Kultur, deren Ziel u.a. Zukunftsfähigkeit ist.
Dabei geht es nicht nur um persönliche Selbstversorgung, sondern auch um Regionale Selbstversorgung, die auch im Bereich der Transition-Towns-Bewegung eine wichtige Rolle spielt.
Beobachtung der Natur, Lernen aus Erfahrung, Anwendung traditioneller bäuerlicher Arbeitsweisen aus der ganzen Welt und Zuhilfenahme moderner, aber energiesparender Technik im Verbund mit einer gezielten Planung, schafft bewirtschaftete Ökosysteme, die darauf ausgelegt sind, mehr Nahrung zu erzeugen, als üblicherweise in der Natur zu finden ist.
Vordenker der Permakultur
Schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts gab es Warnungen vor den Folgen der Umweltzerstörung durch konventionelles Wirtschaften und wissenschaftlich fundierte Gegenkonzepte sowie Visionen für ein menschlicheres Zusammenleben. Wirtschaftskrisen, Weltkriege, das noch schwach entwickelte Bewußtsein für die Endlichkeit der Resource Umwelt und die Zuversicht, mit technisch/chemischen Mitteln jedes Problem lösen zu können, führten in der Summe dazu, dass die entsprechenden Veröffentlichungen entweder wenig beachtet oder wieder vergessen wurden. Das FIPT bemüht sich laufend um die Neuauflage solcher vergessenen Werke.
Namensgeber und Begründer der heutigen Permakultur
ist Bill Mollison, geb.1928 in Tasmanien/ Australien. Zusammen mit seinem Schüler David Holmgren formulierte er Ethische Grundsätze, Permakulturprinzipien und Planungsgrundsätze in verschiedenen Büchern und gründete 1978 das Institut für Permakultur, das sich der Verbreitung der Permakultur in Bildung, Forschung und konkreter Umsetzung widmet. Bereits 1981 bekam er den alternativen Nobelpreis (Right Livelihood Award).
Am bekanntesten im deutschsprachigen Raum ist Sepp Holzer (Thema meiner Internetseite), der österreichische „Agrar-Rebell“, der auf 1100-1500 m Höhe in der kältesten Ecke seines Landes enorme Erträge erwirtschaftet und dabei unabhängig von Mollison und Holmgren viele identische Prinzipien entdeckte. Seine „Holzer’sche Permakultur“ war für viele aktive deutschsprachige Permakulturisten der Einstieg in das Thema.
Eine andere Entwicklungslinie mit ähnlichen Gedanken aus Japan wurde von Masanobu Fukuoka (1913-2008) entwickelt, ein Mikrobiologe und später Bauer. Sein Motto „die Natur ist in der Lage, sich selbst zu erhalten und bedarf menschlicher Eingriffe nicht“ führte zunächst zu Schlagwörtern wie „Landwirtschaft für Faule“, weil bei ausreichender Fläche Kreisläufe geschaffen werden können, die sich nahezu selbst am Leben erhalten. Sie entstehen allerdings nicht von selbst, sondern müssen vom Menschen geschaffen werden, wenn sie dabei auch die gewünschten Erträge von den gewünschten Pflanzen liefern sollen. Gerade in der Anfangszeit gibt es dabei jede Menge zu tun.
Wichtige Unterschiede zur konventionellen Landwirtschaft: Wie auch alle anderen Vordenker der Permakultur überließ Fukuoka Düngen und Schädlingsschutz der Natur. Doppelte Fruchtfolge am selben Standort, z.B. Reis und Wintergerste, Weißklee als Untersaat gegen Unkraut und zur Verbesserung des Bodens, mit dieser Methode erzielte er schon früh Erträge, die der konventionellen Landwirtschaft ebenbürtig waren, mit dem Unterschied, dass er weder Kosten noch Arbeit für Düngemittel und Pestizide hatte und der Boden von Jahr zu Jahr fruchtbarer wurde.
Neben den genannten gibt oder gab es noch viele andere wichtige Permakulturisten, z.B. Joe Polaischer (gest. 2008) und seine Frau Trish Allen, Max Lindegger, Geoff Lawton und viele andere.
Permakultur-Themen und Prinzipien
Zentrale Themen sind diejenigen Organisationsprinzipien, welche Geld und Energie sparen und damit Wirksamkeit und Nachhaltigkeit von Systemen erhöhen. Kreislaufwirtschaft, Mehrfachnutzen, intelligente Energie- und Materialflüsse, aber auch faire Wirtschaftsbedingungen. Alternative (regionale) Geld- und Tauschsysteme und Solidargemeinschaften wie z.B. Artabana sind zwar nicht in der Permakultur entstanden, passen aber zum Gedankengut.
Transition (Wandel, Übergang)
meint zum einen einen inneren Wandel, zum anderen den Übergang vom Zeitalter der fossilen Energien, wie Erdöl etc. zu einem Zeitalter, das mit deutlich weniger Energie aus diesen Quellen auskommt.
Die Transition-Towns-Bewegung ist mehr oder weniger aus der Permakultur entstanden. Der Mitbegründer der Permakultur, David Holmgren, erweiterte die ursprünglich sehr stark auf Landnutzung begrenzte Permakultur und beschäftigte sich schon früh mit „Peak Oil“, d.h. dem Erreichen des weltweiten Maximums der Erdölförderung, Klimawandel und deren Folgen und gab dies weiter.
Rob Hopkins, britischer Permakulturlehrer griff dies auf und erweiterte die Permakultur insofern, dass er die oft individuelle Permakultur auf einen lokalen, gemeinschaftlichen Ansatz erweiterte, den er Transition (Wandel, Übergang) nannte.
Städte und Gemeinden (Transition Towns) sollen seit 2006 einen Wandel vom Zeitalter der Nutzung und Verschwendung von Erdöl und anderen fossilen Energien mit den damit verbundenen Zerstörungen und Klimawandel zu einer nachhaltigen postfossilen Gesellschaft bewirken.Er gründete die Transition-Towns-Bewegung (TT) und erzielte dadurch eine schnell wachsende öffentliche Aufmerksamkeit . Die Transition-Towns-Bewegung ist eine bottom-up oder Graswurzelbewegung, d.h. sie wird von Einzelnen begonnen und nicht wie Agenda 21-Gruppen von oben initiiert.
Sie bietet im Vergleich zur Permakultur (wenn sie auf Garten/Landwirtschaft gedanklich begrenzt wird) mehr Eintrittspforten, wie Menschen dazu kommen können, u.a. auch durch den gemeinschaftlichen Ansatz und unterschiedliche Themenbereiche. Wesentlicher Bestandteil ist auch das Feiern, was manch knorriger Permakultur-Pionier eher vernachlässigt hat. Gerade der freudvolle Umbau der Gesellschaft bei Transition ist sicher einer der Erfolgsfaktoren
Was kann man als Neuling tun? Permakultur-Ausbildungen, Kurse, praktisches Lernen und Kontaktaufnahme zu Transition-Towns-Initiativen
Kontakt zu Transition-Towns-Initiativen findest Du unter www.transition-initiativen.de
Mithilfe bei bestehenden Permakultur- oder Transitionprojekten ist sicher ein guter Einstieg in die Permakultur. Allerdings wird man dort oft nur Teilaspekte kennen lernen. Die darüber hinausgehenden Grundgedanken wird man dort oft nicht finden oder verstehen
Dafür gibt es bereits eine beachtliche Zahl von Kursen, die sich mit permakulturistischen Themen befassen. Für den süddeutschen Raum findest Du dabei einiges u.a. in der Permakulturbörse oder bei den Freunden des Instituts (siehe Menüleiste auf der Startseite links unten) oder über Suchmaschinen.
Wer sich tiefer mit der Materie befassen möchte, kann an Trainings für Transition teilnehmen und eine weltweit geregelte und anerkannte Permakultur-Ausbildung absolvieren.
Die erste Stufe davon, der Permakultur-Design-Kurs (PDC,PDK oder Zertifikatskurs genannt), ist im wesentlichen durch Wissenserwerb per Zuhören und Anschauen, Planungen und praktische Einheiten gekennzeichnet und dauert ca. 12 Tage am Stück oder in Modulen. Diese Stufe kann bei allen diplomierten Permakultur-Designern absolviert werden, welche hierfür Kurse anbieten, wobei es leichte individuelle Unterschiede in Inhalt und Form gibt.
In der zweiten Stufe, der Diplom-Ausbildung, tritt neben den Erwerb von tiefergehendem Wissen das Planen und Durchführen von 10 Projekten. Die Diplomausbildung ist berufsbegleitend, zweistufig und dauert insgesamt mindestens 2 Jahre, (Ausnahme Fast Track), je nachdem wieviel Zeit und Energie man einsetzen kann und bei welchem der beiden Anbieter man die Ausbildung durchlaufen möchte.
Die Ausbildung zum Diplom-Permakultur-Designer erfolgt ausschließlich über die
Deutsche Permakultur-Akademie oder die
Permakulturakademie im Alpenraum (PIA)
Das Forschungsinstitut für Permakultur und Transition (FIPT)
ist eine vom Ausbildungsbetrieb unabhängige Institution und bietet auch keine Ausbildungen an, wenngleich einzelne Mitglieder dies außerhalb des Instituts natürlich tun. Das FIPT konzentriert sich auf die Forschung sowohl zu praktischen Themen von Permakultur und Transition als auch zu Methoden, Vorgehensweisen und Strategien, die Permakultur und Transition effizient in der Öffentlichkeit verankern helfen, um einen positiven Wandel zu beschleunigen bzw. überhaupt erst möglich zu machen.